Demenz auf dem Theater - Findet Peer Gynt sein Ich?

© Foto: peer-gynt_paula-reissig

Peer Gynt ist ein begnadeter Tänzer, Frauenheld, Pilot. Er weiß mit dem Maschinengewehr umzugehen. Doch der Knopfgießer will seine Seele wie eine missratene Bleifigur umschmelzen. Entgehen kann er diesem Schicksal nur, wenn er beweisen kann, dass er in seinem Leben er selbst gewesen ist. Peer hat neun Kinder, doch er kann sie nicht treffen, weil eine Mauer gebaut wurde. Peer Gynt ist dement. Was ist es, das Selbst? Und wer entscheidet, wessen Realität hier gilt?

Markus&Markus, eine Künstlergruppe, hat einen Mann mit Demenz über vier Wochen hinweg begleitet, die Begegnungen gefilmt. Ausschnitte davon werden verflochten mit Motiven aus dem Drama Peer Gynt von Henrik Ibsen, was einen einzigartigen Zugriff ermöglicht:

In der Inszenierung von Ibsens Peer Gynt in den Berliner Sophiensälen geht es um eine Reise durch verschiedene Welten hin zur Frage des eigentlichen Ichs. In der Inszenierung von Markus&Markus geht es darum, den Menschen nicht als "Kranken" abzustempeln, sondern sein kreatives Potential zu nutzen. Die Inszenierung behandelt Demenz nicht mit dem Augenmerk auf die Frage "wie wird die Gesellschaft mit der steigenen Anzahl an Erkrankungen fertig" sondern eröffnet einen zarten Blick auf die Frage, wie man die Menschen integriert, was mögliche Umgangsformen sind.

Du bist kein Kaiser; du bist eine Zwiebel. Jetzt will ich dich einmal schälen, mein Peer!
Hier ist das Goldgräber-Ich; der Pelzjäger an der Hudsonsbai.
Hier der Altertumsforscher.
Und hier der Prophet.
Das hört ja nicht auf! Immer Schicht noch um Schicht! Kommt denn der Kern nun nicht endlich ans Licht?!


Weitere Informationen zum Stück finden Sie unter: Sophiensäle

Eine erste ausführliche Besprechung des Theaterabends finden Sie im Tagesspiegel: H i e r

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