Der besondere, einzigartige Moment - Siegwald Bütow, Manager des WDR Sinfonieorchesters, im Gespräch

Anlässlich des Weltalzheimertages bieten das WDR Sinfonieorchester und dementia+art wieder Konzerte für Menschen mit Demenz an. Sebastian Schug wollte von Siegwald Bütow, dem Manager des Orchesters, wissen, warum der WDR Angebote auch für diese Zielgruppe macht...

Die Initiative "dementia+art" hat wesentlich dazu beigetragen, dass Orte der Hochkultur für Menschen mit Demenz barrierefrei zugänglich sind. Siegwald Bütow, Manager des WDR Sinfonieorchesters, hat vor drei Jahren die Zusammenarbeit mit der Initiative begründet. Im Interview erklärt er, was das besondere an den Konzerten ist.

Wieso geben Mitglieder des WDR Sinfonieorchesters Konzerte mit einem besonderen Programm für Alzheimerpatienten?
Bütow: "Als öffentlich-rechtliche Anstalt ist es unser Anspruch, Antworten auf Fragen zu finden, die sich durch die veränderte Altersstruktur ergeben. Wir wollen auch für diejenigen spielen, für die es sonst nicht so leicht ist, Konzerte zu besuchen. Und Angebote entwickeln, die durch kommerzielle Anbieter nicht ermöglicht werden können. Der Kulturauftrag wird so zu einem Dienst an die Gesellschaft."

Wie ist so ein Konzert denn für die Musiker des Sinfonieorchesters?
Bütow: "Als wir das Projekt erstmals angesprochen haben, war die Bereitschaft zum Mitmachen bei den Musikern sehr groß. Fast jeder kennt einen Betroffenen, sei es in der Familie oder im Bekanntenkreis."

Unterscheiden sich die Veranstaltungen von den sonstigen Auftritten?
Bütow: "Vom Ablauf her ist es etwas anders als die 'normalen' Konzerte. Es wird viel erklärt und von Jochen Schmauck-Langer, dem Geschäftsführer der Initiative "dementia+art", anmoderiert. Die Musiker selbst stellen bei der Veranstaltung zum Beispiel ihre Instrumente vor und erklären dazu etwas. Bei der Auswahl der Musik wird zudem darauf geachtet, dass die Stücke eingängig und nicht zu lang sind. Am Ende singen wir sogar gemeinsam Lieder. Die Gedächtnisleistung vieler Demenzkranker ist dabei erstaunlich."

Und wie reagieren die Demenzkranken im Publikum?
Bütow: "Man sieht den Menschen an, dass sie sich bei der Musik angesprochen fühlen. Sie schaukeln vor und zurück, bewegen ihre Hände zur Musik. Der positive Effekt wird gleichzeitig durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt: Die Konzerte veranstalten wir nun bereits im dritten Jahr. Anfangs wurden sie evaluiert und dabei hat man festgestellt, dass es die Zuhörer regelrecht beflügelt. Auch eine Aktivitätssteigerung konnte festgestellt werden."

Begleitet werden die Zuhörerinnen und Zuhörer oft von Familienangehörigen – wie erleben diese das Konzert?
Bütow: "Wir bekommen immer sehr viel positives Feedback. Aus Angst, ihre demenzkranken Familienangehörigen könnten stören, gehen viele nur selten gemeinsam in ein Konzert. Im Rahmen unserer Konzerte zum Welt-Alzheimertag ist dann aber ein entspannter Konzertbesuch für alle möglich. Wir bekommen aber auch die Rückmeldung, dass sich viele am nächsten Tag an nichts mehr von dem Erlebnis erinnern. Es geht bei dem Konzert darum, einen ganz besonderen, einzigartigen Moment zu schaffen."

  • Nachzulesen auch auf den Seiten des WDR: H i e r

Die Termine im Überblick:

>>> Das nächste Konzert in der neuen Reihe 'Die Akademisten kommen':

  • Montag, 21. September 2015 | Seniorenhaus der Cellitinnen St. Anna, Franzstraße 16, Köln-Lindenthal | Konzertbeginn 15.00 Uhr, Dauer: ca. 75 Minuten

    Weitere Infos finden Sie: H i e r

  • Dienstag, 15. September 2015 | WDR-Funkhaus Wallrafplatz, Kleiner Sendesaal| Konzertbeginn 15.00 Uhr, Dauer: ca. 60 Minuten

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