Amazonia – Fotografien von Sebastiao Salgado im Rautenstrauch-Joest Museum

[Foto: Sebastiao Salgado_Yara Ashaninka_Terra indigena_Brazil / Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln]

Bis zum 15. März 2026 zeigt das Rautenstrauch-Joest-Museum die Ausstellung AMAZÔNIA von Sebastião Salgado, einem der weltweit renommiertesten Fotografen. Konzipiert und kuratiert wurde die Ausstellung von Lélia Wanick Salgado. Die Architektin und Urbanistin war über Jahrzehnte seine künstlerische Partnerin und Ehefrau.

AMAZÔNIA richtet den Blick auf den Regenwald und die indigenen Gesellschaften, die ihn prägen und bewahren. Salgados Aufnahmen verbinden monumentale Landschaften mit eindringlichen Porträts und machen sowohl die Schönheit als auch die Verletzlichkeit des Amazonasgebiets sichtbar.

Wir wollen bei unserem gemeinsamen Entdecken aber auch einen anderen Aspekt, der gesellschaftlich immer bedrängender wird, in den Blick nehmen:

Einsamkeit und Resonanz – Vom Wilden Denken bis Amazonia

Wenn wir den Blick über Europa hinaus wenden, verändert sich das Verständnis von Einsamkeit grundlegend. Denn in vielen indigenen Kulturen – etwa in den Regenwaldgemeinschaften Amazoniens – existiert keine Vorstellung vom „einsamen Individuum“ im westlichen Sinn. Der Mensch ist dort stets Teil eines Geflechts aus Beziehungen: zu Pflanzen, Tieren, Ahnen, Geistern, Flüssen.

[Foto: Sebastiao Salgado / Anavilhanas National Park, 2009 / State of Amazonas / Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln]

Claude Lévi-Strauss beschrieb diese Weltsicht als ‚Wildes Denken‘ – ein Denken, das nicht trennt, sondern verbindet. Es kennt keine Einsamkeit als Defizit. Wer allein ist, ist nicht verlassen, sondern steht in einer anderen Art von Beziehung: zu Wind, Wasser, Erde, Stimme.

Während die westliche Kultur Einsamkeit als Bruch in der sozialen Ordnung deutet, verstehen indigene Traditionen sie als Ungleichgewicht in der Beziehung zur Welt. Das Heilmittel ist nicht Gesellschaft im engen Sinn, sondern Wiederverbindung – ein neues Gleichgewicht von Mensch, Natur und Kosmos.

Sebastião Salgado hat in seiner Ausstellung Amazonia (Rautenstrauch-Joest-Museum Köln) diese Haltung in Bilder übersetzt. Seine Fotografien zeigen keine Wildnis im Sinne westlicher Romantik, sondern ein lebendiges Netz von Beziehungen: Menschen, die in Respekt mit ihrer Umwelt leben, Rituale, in denen Zeit und Raum anders fließen. Seine Schwarzweißbilder sind von dichter Gegenwart erfüllt – sie zeigen, dass Einsamkeit hier keinen Platz hat, weil die Welt selbst antwortet.

TEILHABE-ORIENTIERTE FÜHRUNGEN

Wir bieten für Menschen mit psychischen oder mit kognitiven Beeinträchtigungen (Demenz), aber auch für Gruppen mit wenig Kunsterfahrung besondere Führungen durch die Ausstellung an. Die Führungen sind teilhabeorientiert und sprechen die Ressourcen von Betroffenen an. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, aber ihre Wahrnehmungen und Meinungen sind besonders willkommen!

Führungen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen können auf Anfrage von der Eckhard Busch Stiftung gefördert werden.


RAUTENSTRAUCH JOEST MUSEUM
KULTUREN DER WELT

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