Sybille K.


[Foto: Dương Nhân l Pexels]

Sybille K. ist vor 45 Jahren in Bonn geboren. Sie hat eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert und immer sehr gerne gebastelt. Im Alter von 21 Jahren bekam sie alleinstehend eine Tochter und begann sich mit ihr in ihrer Wohnung einzuigeln. Sybille hatte den Eindruck, dass überall Gefahr lauerte, Nachbarn über sie herziehen würden und dass gekaufte neue Kleidung sie und das Kind nach und nach zu vergiften drohte.

Weil letztlich das Kindeswohl gefährdet schien, sorgten die Eltern von Sybille mit dem Jugendamt und dem Sozial-psychiatrischen Dienst für eine Einweisung in die Psychiatrie. Die Enkelin wurde in die Obhut einer Pflegefamilie gegeben. Sybille war in der Folge immer wieder aufgrund von akuten Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis stationär untergebracht. Das Kind blieb bei der Pflegefamilie. Seit 10 Jahren wird Sybille ambulant psychiatrisch versorgt und stabilisiert sich in einem kontinuierlich betreuten Rahmen. Sie besucht niederschwellige Hilfsangebote, die ihr den Alltag strukturieren, sodass sie wieder Kontakte pflegen kann. Die jetzt erwachsene Tochter hat den Kontakt zur Mutter seit Jahren abgebrochen. Wenn Sybille manchmal durch ihren Bezirk streift, bleibt sie manchmal an Häuserecken stehen, dreht sich einmal um sich selbst und spricht hörbar laut.

Sybille war schon mehrfach als Teil einer offenen Gruppe mit im Museum. Man sieht ihr an, wenn beim Betrachten der Bilder Gedanken und Emotionen aufsteigen, die sie gerne beiträgt, wenn sie in der Teilhabe-orientierten Führung Ansprache erhält. Besonders gefallen hat ihr die Begegnung mit "5 Türen" von Gerhard Richter im Museum Ludwig: eine lebensgrosse Darstellung von 5 Türen in unterschiedlichen Positionen. Es ging letztlich darum, ob das Bild von links nach rechts oder umgekehrt zu betrachten ist...? Ob sich die Türen allmählich öffnen oder ob sie sich schließen? Sybille hat ein oder zweimal an dem Gespräch etwas beigetragen. Auch wenn sie sich danach immer sehr verausgabt fühlt, ist ihr dann im Nachgang ein gewisser Stolz anzumerken, sich beteiligt zu haben.

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