Bericht aus einem Seniorenhaus über eine Museumsführung

Der folgende Bericht über zwei Führungen für Menschen mit Demenz im Wallraf-Richartz-Museum erschien in der Zeitschrift des CMS-Seniorenhauses in Köln-Bickendorf. Verfasst hat ihn Frau Eutebach, die dort seit Jahren ehrenamtlich tätig ist. Der Bericht gibt sehr anschaulich Überlegungen bei der Planung und Eindrücke bei der Durchführung eines solchen Besuchs wieder.

"Ausflug in das Wallraf-Richartz-Museum Köln am 26. August und 2. September

Unsere Stadt Köln besitzt viele schöne und bekannte Museen. Eines davon ist das Wallraf-Richartz-Museum. In ihm beherbergt ist neben der Altkölner Malerei ein toller Querschnitt der wichtigsten europäischen Maler vom 13. bis zum 19. Jahrhundert.

Der Museumsdienst bietet außer vielen interessanten Programmen auch ein spezielles Angebot für Senioren "Museen mit Muße" an. Davon machte unser Haus Gebrauch.

Es gibt doch so viele kunstinteressierte Mitbewohner, dass wir unseren Besuch sogar in 2 Gruppen aufteilen mussten. Unabhängig von den unterschiedlichen Terminen waren Inhalt und Ablauf der Führungen identisch. Leider hatte die 1. Gruppe wirklich Pech mit dem Wetter. Doch konnte das den Kunstgenuss nicht schmälern. Ich gehörte zu den Betreuern der 2. Gruppe mit dem besseren Wetter und muss sagen, dass wir alle begeistert von dem recht anstrengenden Nachmittag zurückkamen.

Die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist allerdings eine logistische Herausforderung. Mit der Linie 7 fuhren wir bis zum Heumarkt. Während der Mittagszeit war die Bahn noch verhältnismäßig leer. Der Weg zum Museum ist nicht zu weit und wir konnten ihn gut bewältigen.

Wir kamen viel zu früh an und so verlegten wir unsere Kaffeestunde vor den Beginn der Führung. Der Service aus dem Museumscafé war so nett und richtete extra für uns im Foyer ein kleines Privatcafé ein. So fühlten wir uns alle wohl und konnten an 2 großen Tischen unseren Kaffee und Kuchen genießen.

Ein junger Kunsthistoriker holte uns danach ab und führte uns in die heiligen Hallen der Ausstellungen. Zu Beginn schauten wir uns zusammen 2 Portraitbilder vom Niederländer Frans Hals an und staunten dabei selbst, was man aus einem Bild alles entnehmen kann und was jeder für sich sieht. Es waren die Mode, der Wohlstand, das Alter, der Zweck eines solchen Bildes und noch mehr zu erkennen. Fast jeder aus unserer Gruppe hatte etwas zu den Bildern beizutragen.

Dann legte der Kunsthistoriker noch eine Musik auf, die zusätzlich die Stimmung der Bilder unterstrich. Dies ist keine übliche Vorgangsweise, aber sie erfüllte ihren Zweck vortrefflich. Hierduch wurde eine gesamtheitliche Atmosphäre erzeugt und man fühlte sich in die Zeit des Malers versetzt.

Danach wechselten wir zu dem Raum mit den Stillleben. Wir betrachteten gemeinsam lange ein großes Bild von einem Niederländer mit einer überladenen Tafel. Es gab die prächtigsten Speisen, aber alles war viel zu üppig und protzig. Auch hierzu konnte jeder sein Gefallen äußern und seine Meinung kundtun.

Danach versprach uns der Museumsführer das schönste Bild des Museums. Er führte uns zu einem großen Fenster, mit einem grandiosen Blick auf unseren Dom. Dazu legte er das Ostermannlied "...Wenn ich so an ming Hemaad denke und seh der Dom so für mir stonn..." auf. Diese kleine Episode berührte jeden der Anwesenden, denn plötzlich stimmten alle in das Lied ein.

Anschließend wechselten wir zum Impressionisten Max Liebermann und sahen uns das Bild "Die Bleiche" an. Da fühlten sich natürlich die meisten unserer Gruppe an alte Zeiten erinnert. Denn fast jeder von uns hatte während seiner Kindheit das Bleichen von Wäsche noch miterlebt.

Zum krönenden Abschluss wurden wir in ein Atelier geführt und dort lagen für jeden von uns ein Blatt mit Umrissen von Früchten sowie Farbmalkästen auf dem großen Tisch. Inspiriert von dem letzten Bild "Die Bleiche", auf dem viele Obstbäume mit Fallobst abgebildet waren, sollten wir die Früchte mit den Farben aus den Kästen bunt malen. Jeder dachte: Das kann ich nicht! Und war hinterher erstaunt, als 12 Blätter mit bunten Früchten auf dem Boden lagen. Eine wirklich schöne Idee und ein schöner Abschluss.

Die Heimfahrt verlief fast auch problemlos. Pünktlich zum Abendessen kamen wir wieder im CMS-Stift in Porz an. Alle waren hinterher der Meinung: Das könnten wir doch öfter machen! Denn Museen gibt es in Köln ja noch viele.

Das Team vom sozialen Dienst bedankt sich ganz herzlich beim Förderverein, der den Eintritt für das Museum übernommen hatte und bei den Pflegekräften sowie den Angehörigen der Bewohner und den ehrenamtlichen Mitarbeitern, die uns bei diesem Ausflug begleitet haben."

Ihre Margot Eutebach

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