Musik als Türöffner zum Gefühlsleben in der Kölner Hochschule für Musik und Tanz

"Wie hört sich das an...? ... Wie Schmetterlinge...?"

Der Kölner Stadtanzeiger nennt es ein "Erlebnisangebot für Demenzkranke" - das erste von drei Konzerten in Kölner Musikstätten, die in der 'ersten Liga' musikalischer Hochkultur spielen - speziell für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und Wegbegleiter. dementia+art ist an dieser Konzertreihe als Kooperationspartner beteiligt.

Innerhalb der Kölner Demenzwochen waren Musikliebhaberinnen und -liebhaber herzlich eingeladen, die Generalprobe für ein Konzert der Alten Musik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln mitzuerleben. Gespielt wurde u. a. Purcell, Vivaldi und Carl Philipp Emanuel Bach.

Musik ist die Sprache der Gefühle. Sie eignet sich daher in besonderer Weise als Schlüssel zur inneren Welt von Menschen mit Demenz. Ein Konzert an einem Ort der Hochkultur ist ein ganz besonderes Erlebnis und bedeutet zudem, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

Es fanden sich an diesem Tag gegen 16 Uhr etwa zwanzig Zuhörer ein, darunter zehn hochaltrige Menschen mit Demenz. Die Ausgangslage war nicht einfach: gab es doch in der folgenden Stunde viele Unterbrechungen, in denen Professor Gwilt das Kammerorchester instruierte, anleitete, lobte, verbesserte... Schließlich stand am Abend ja noch die Première an. Das Orchester setzte sich zusammen aus etwa einem Dutzend Studierenden mit verschiedenen Streichinstrumenten (Violine, Viola und Cello).

Aber die Unterbrechungen wurden durch Herrn Gwilt - gut aufgelegt und herzlich - aufgefangen. Immer wieder wandte er sich den aufmerksamen Zuhörern zu, um mit Witz und leiser Ironie und teilweise raumgreifenden Bewegungen zu erklären, nein: buchstäblich nahe zu bringen, was da vor den Augen der Besucher vor sich ging.

"Wie hört sich das an?" hieß es da zu einer Passage von Antonio Vivaldis 'Concerto in C-Dur': "Ich habe gestern den Vorschlag gemacht: wie Schmetterlinge...?" Dabei lässt Gwilt seine langen Arme wild durch die Luft schwingen und flattern. Einige lachen erkennend. Ja, das Schwirrende, Flirrende der Musik... wie Schmetterlinge eben...

Im Kölner Stadtanzeiger schreibt Martin Boldt dazu: "Mit jeder Note, die die Streichergruppe spielt, kehrt zusehends Leben in die anfangs noch teilnahmslosen Mienen zurück. Ein älterer Herr bewegt seinen Arm am Ende sogar, als wollte er das Dirigieren persönlich übernehmen."

Später, als die Passagen, die der englische Musikprofessor durchspielen lässt, länger werden, bewegen immer mehr die Arme und Hände im Takt, der vielen durchaus vertraut klingenden Barockmusik. Erinnerungen. Trotz der Unruhe in dem ungewohnten Raum sind die Besucher mit Demenz sehr konzentriert und spenden am Schluss freudigen Beifall.

Auf Nachfrage ist nach ein paar Tagen in den teilnehmenden Senioreneinrichtungen zu erfahren, dass sich fast alle Besucher mit Demenz an das Konzert erinnern und es als eine schöne Zeit ansehen.

Weitere Berichte über das Konzert: hier

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