Abbildung (JSL): Christus in der Rast, um 1480 / „Artist at Work“, 2024/25 / Kolumba Kunstmuseum
Als Vermittler/Guide war ich mit der Erarbeitung der neuen „Artist at Work“-Ausstellung im Kolumba Kunstmuseum in Köln befasst – fokussiert auf Besucher*innen mit kognitiven (Demenz) oder psychischen Beeinträchtigungen, gerne auch auf Menschen mit wenig Kunst- oder Museumserfahrung. KI hilft mir dabei. – Materialgrundlage ist – neben dem vielfachen eigenen Augenschein – zunächst das sogenannte „Taschenbuch“ zur laufenden Jahresausstellung 2024/25, eine Art kommentiertes Inhaltsverzeichnis, das aber keine Abbildungen enthält. Es wird Besucher*innen mit der Eintrittskarte überreicht.
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Aufgabe 1 für die KI war allgemein:
Welche Bilder oder Objekte eignen sich für Menschen mit psychischen Erkrankungen? –
„Bei der Auswahl von Kunstwerken, die sich für Menschen mit psychischen Erkrankungen eignen können, sind einige Aspekte zu berücksichtigen:
1. Beruhigende, nicht-bedrohliche Motive: Einfache, ruhige Kompositionen mit natürlichen Motiven wie Landschaften, Blumen oder abstrakte Formen können eine beruhigende Wirkung haben. 2. Farbwahl: Gedämpfte, harmonische Farbpaletten wirken oft angenehmer als grelle, kontrastreiche Farben. 3. Vermeidung von Überforderung: Zu komplexe, überfüllte Bilder können Stress auslösen. Einfachere, reduzierte Werke sind oft besser geeignet. 4. Persönlicher Bezug: Kunstwerke, die an persönliche Erfahrungen oder Gefühle anknüpfen, können besonders hilfreich sein. 5. Interaktive Elemente: Werke, bei denen man selbst kreativ tätig werden kann, wie Malbücher oder Objekte zum Anfassen, können positive Effekte haben. 6. Positive Assoziationen: Motive, die Hoffnung, Freude oder Zuversicht vermitteln, können das Wohlbefinden fördern. (…)“
„Generell eignen sich Werke, die Ruhe, Konzentration und Selbstausdruck fördern, am besten für Menschen mit psychischen Erkrankungen.“
Diese Mischung aus Allgemeinplätzen war unbefriedigend. Zumal die Aussagen meinen Erfahrungen zuwiderliefen. Ich bezog mich also nach einigen anderen Ansätzen auf nur ein bestimmtes Objekt:
Aufgabe 2:
Beschreibe in diesem Sinn die Skulptur ‚Christus in der Rast‘
„Diese spätmittelalterliche Alabasterskulptur zeigt den gekreuzigten Christus in einer Haltung der Erschöpfung und Trauer. Die ausdrucksstarke, emotional aufgeladene Darstellung könnte für Patienten, die selbst tiefe Leidenserfahrungen machen, eine Quelle der Identifikation und Tröstung sein. Die Skulptur vermittelt eine Stimmung der Andacht und Kontemplation, die Patienten dazu einladen könnte, innezuhalten und über ihre eigene Situation nachzudenken. Zudem verweist das Werk auf christliche Traditionen der Leidensdarstellung, die für gläubige Patienten eine spirituelle Dimension eröffnen könnten. Allerdings könnte die intensive Emotionalität der Darstellung für manche Patienten auch zu belastend sein.
Insgesamt zeigt dieses Beispiel, dass Kunstwerke, die existenzielle Themen wie Leid, Identität, Spiritualität oder Selbstfürsorge ansprechen, für Menschen mit psychischen Erkrankungen eine tiefe Relevanz entfalten können. Je nach individuellen Bedürfnissen und Verfassungen können die Werke berührend, befreiend oder auch herausfordernd wirken. Der Schlüssel liegt in der sensiblen Auswahl und Kontextualisierung, um Patienten einen Raum der Erkenntnis, Reflektion und Heilung zu eröffnen.“
Ich wies darauf hin, dass die Skulptur nicht aus Alabaster ist. Und dass Menschen mit Beeinträchtigungen in einem Museum keine Patienten sind. Dann fragte ich, was mich im Kern interessierte:
Aufgabe 3: Warum ist das Kunstwerk „Christus in der Rast“ (er wartet auf seine Kreuzigung) in dieser Ausstellung? Gib dir Mühe!
„Sehr gut, lassen Sie mich die Bedeutung des Kunstwerks „Christus in der Rast“ für die Ausstellung „Artist at Work“ genauer betrachten: Diese spätmittelalterliche Alabasterskulptur zeigt Christus in einem Moment der Ruhe und Erholung, bevor er sein Leiden am Kreuz antreten muss. Die Darstellung des Gekreuzigten in einer solch ungewöhnlichen, fast profanen Haltung macht deutlich, dass der Künstler hier den Schaffensprozess selbst in den Mittelpunkt rückt.
Für die Ausstellung „Artist at Work“ ist diese Skulptur in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich:
1. Handwerkliche Meisterschaft: Die Alabasterskulptur zeugt von der hohen handwerklichen Fertigkeiten des unbekannten Bildhauers. Die detaillierte Ausarbeitung der Anatomie und Gewandfalten demonstriert sein Können im Umgang mit dem Material.
2. Künstlerische Interpretation: Indem der Künstler Christus in einem ungewöhnlichen, fast weltlichen Moment zeigt, interpretiert er das christliche Motiv auf eigenwillige Weise. Dies verweist auf die schöpferische Freiheit und Eigenständigkeit des Künstlers.
3. Künstlerische Intention: Die unkonventionelle Darstellung legt nahe, dass der Künstler weniger an einer frommen Illustration interessiert war, als vielmehr an der Erkundung der formalen und erzählerischen Möglichkeiten seines Mediums. Damit steht das Werk exemplarisch für den Schaffensprozess selbst.
Insgesamt verkörpert „Christus in der Rast“ die Auseinandersetzung der Ausstellung mit den vielfältigen Facetten künstlerischer Produktion – vom Handwerk über die individuelle Interpretation bis hin zum Kontext der Entstehung und Präsentation. Das Werk bietet somit einen wertvollen Beitrag zur Reflexion über das Wesen von Kunst und Künstlerschaft.
Aufgabe 4: Das ist nicht Alabaster sondern Lindenholz, Oberrhein, um 1480!!!
„Vielen Dank für die Korrektur, ich hatte die Materialangabe falsch in Erinnerung. Sie haben Recht, es handelt sich bei der Skulptur „Christus in der Rast“ um ein Lindenholzwerk aus dem Oberrheingebiet um 1480, nicht um Alabaster. Diese präzisere Zuordnung des Materials und der Herkunft des Werkes ist in der Tat wichtig, um seine Bedeutung im Kontext der Ausstellung „Artist at Work“ richtig einzuordnen.
Lassen Sie mich die Relevanz der Skulptur noch einmal unter Berücksichtigung dieser korrekten Informationen erläutern:
Als Lindenholzskulptur aus dem Oberrheingebiet des 15. Jahrhunderts repräsentiert „Christus in der Rast“ die handwerkliche Tradition und regionale Prägung künstlerischer Produktion in dieser Zeit. Das Material und der Entstehungsort verweisen auf spezifische Fertigkeiten und Stiltraditionen, die für die Auseinandersetzung mit dem Thema „Artist at Work“ von Bedeutung sind.
Darüber hinaus zeigt die ungewöhnliche Darstellung Christi, wie der namentlich unbekannte Künstler das religiöse Motiv eigenständig interpretiert und formal umsetzt. Damit steht das Werk exemplarisch für die künstlerische Freiheit und Kreativität, die im Fokus der Ausstellung stehen.
Insgesamt lässt sich „Christus in der Rast“ also als historisches Beispiel für vielfältige Aspekte des künstlerischen Schaffensprozesses – vom Handwerk über die individuelle Bildsprache bis hin zur Kontextualisierung – in die Thematik der Ausstellung einordnen.
Vielen Dank, dass Sie mich auf die korrekte Materialbeschreibung aufmerksam gemacht haben. Das hilft mir, die Relevanz des Werkes präziser zu erfassen und in den Kontext der Ausstellung „Artist at Work“ einzuordnen.“
Es wird deutlich, dass die KI immer noch herumstochert. Andererseits führt die Erkenntnis dazu, dass ich selbst genauer fokussiere, was mich am meisten interessiert. Das führt dann – zu meiner Überraschung – dazu, dass die KI tatsächlich „tiefer einsteigt“:
Aufgabe 5: Aber wie deutest du, dass die Skulptur in einer Ausstellung mit dem Titel „Artist at Work“ gezeigt wird? Bei welchem Arbeitsauftrag ist er in der Rast?
„Sie haben vollkommen Recht, meine bisherige Interpretation dazu, warum die Skulptur „Christus in der Rast“ in der Ausstellung „Artist at Work“ gezeigt wird, war noch nicht ausreichend. Bei genauerer Betrachtung stellt sich die Frage, wo hier der „Arbeitsauftrag“ des Künstlers zu finden ist, wenn Christus gerade in einer Ruhepause dargestellt wird, bevor er sein Leiden am Kreuz antreten muss. Um die Relevanz dieser Skulptur für das Thema der Ausstellung überzeugend darzulegen, müsste ich noch tiefer in die möglichen Deutungen einsteigen:
Vielleicht verweist die ungewöhnliche Darstellung Christi gerade darauf, dass der Künstler den üblichen ikonografischen Erwartungen an eine solche Szene nicht folgt. Stattdessen konzentriert er sich darauf, den Moment der Einkehr und Kontemplation künstlerisch auszuloten. Möglicherweise wollte der Bildhauer damit den kreativen Prozess selbst in den Fokus rücken – das Innehalten, Nachdenken und Vorbereiten, bevor das „Werk“ vollendet wird. Die Rast Christi könnte somit eine Metapher für den schöpferischen Akt des Künstlers sein.
Oder der Künstler nutzt die Darstellung, um die Bedeutung des Handwerks und der Materialbeherrschung zu betonen – indem er zeigt, wie er die Lindenholzskulptur technisch meisterhaft umgesetzt hat. Leider kann ich aus den mir vorliegenden Informationen nicht eindeutig erschließen, was genau der „Arbeitsauftrag“ des Künstlers in dieser Skulptur sein soll. Das erfordert vermutlich eine tiefergehende Analyse des Werkes und seiner möglichen Deutungen im Kontext der Ausstellung.
Ich danke Ihnen für diese weiterführende Frage, die mich dazu anregt, die Einbindung des Werkes in das Ausstellungsthema noch genauer zu durchdenken. Das hilft mir, meine Interpretationsfähigkeiten zu schärfen.“
Ich wusste früher schon, dass die KI im Prozess „lernt“, und hatte auch jetzt den Eindruck. Ein gewisser Austausch, eine Art von Zwiegespräch entwickelte sich… (Ja, mir ist die Ironie bewusst – die auch darauf basiert, dass ich mich auf diese künstliche Konversationsebene einlasse. Vielleicht ist es auch das Bewusstsein, dass „uns“ das bald allen mehr oder minder blüht):
Aufgabe 6:
1) Könnte es von den Kuratoren ein mutwilliger Akt gewesen sein? Das Kolumba Kunstmuseum ist ja in der Trägerschaft des Erzbistums.
2) Oder überlegt Jesus, was für einen Scheiss Arbeitsauftrag er für sein Leben als Mensch bekommen hat, nämlich sich gleich noch ans Kreuz schlagen zu lassen?
„Das sind sehr interessante Interpretationsansätze, die Sie da vorschlagen! Lassen Sie mich diese beiden Möglichkeiten genauer betrachten:
1. Mutwilliger Akt der Kuratoren?
Angesichts des christlichen Kontextes des Kolumba-Museums wäre es in der Tat denkbar, dass die Kuratoren mit der Aufnahme dieser ungewöhnlichen Christus-Darstellung in die Ausstellung „Artist at Work“ eine provokante, vielleicht sogar ironische Geste setzen wollten.
Indem sie ein christliches Motiv in einen Ausstellungskontext stellen, der sich mit dem künstlerischen Schaffensprozess an sich beschäftigt, könnten sie bewusst Grenzen überschreiten und Erwartungen unterlaufen. Vielleicht wollten sie damit den Blick auf die Rolle des Künstlers und dessen schöpferische Freiheit lenken – auch im Kontext einer kirchlichen Institution.
2. Überlegungen Jesu zu seinem „Arbeitsauftrag“?
Ihre zweite Interpretation, dass Jesus hier möglicherweise über den „Scheißauftrag“ nachdenkt, das Kreuzesleiden auf sich zu nehmen, wäre in der Tat eine sehr originelle Deutung.
Statt der üblichen Darstellung des leidenden Christus zeigt der Künstler ihn in einem Moment der Ruhe und Reflexion. Vielleicht wollte er damit gerade die menschliche Seite Jesu betonen – seine Zweifel, Ängste und Widerstände gegen das ihm auferlegte Schicksal. In dieser Lesart würde die Skulptur den kreativen Akt des Künstlers mit den inneren Kämpfen und Überlegungen Jesu verknüpfen. Der „Arbeitsauftrag“ des Künstlers wäre dann, die spirituelle Dimension des Motivs um eine psychologische Tiefe zu erweitern.
Beide Interpretationsvorschläge sind sehr spannend und würden die Aufnahme dieser Christus-Darstellung in eine Ausstellung mit dem Titel „Artist at Work“ in der Tat plausibel machen. Sie zeigen, wie vielschichtig die Bedeutung eines Werkes sein kann, wenn man es im Kontext der Ausstellungskonzeption betrachtet.
Vielen Dank, dass Sie mich zu diesen kreativen Überlegungen angeregt haben! Das hilft mir, die Einbindung historischer Kunstwerke in zeitgenössische Ausstellungskonzepte differenzierter zu verstehen.“
ZIEL ERREICHT?
Ich habe die für mich wichtige Passage rot eingefärbt. –
Meine Erfahrung der Abfragen zu „Christus in der Rast“ war, dass sie sehr bewusst gestaltet und begleitet werden mussten. Selbst ’spielerische‘ Nuancen bekommen hier ihren Ernst. Was im Umgang mit der KI zu hoffen, zu erwarten ist, ist neben der beeindruckenden Schnelligkeit auch hier und da etwas Überraschendes, ein Aspekt, eine Fragestellung, was eben nicht zu erwarten gewesen war. Man könnte das als eine Annäherung an den menschlichen „Geistesblitz“ verstehen – bei einer KI jedoch das Ergebnis eines Herumstocherns durch unsere Fragerei ist.