Tauglich für Künstliche Intelligenz? – August Macke: Dame mit grüner Jacke

August Macke (1887-1914): Dame mit grüner Jacke, 1913 / 44×43, Öl auf Leinwand / Museum Ludwig

„Beschreibe das Bild!“ Ich hatte nur das Bild in die KI-App von ChatOn hochgeladen. Ohne weitere Angaben. Die Antwort war:

„Das Bild zeigt eine impressionistische Szene mit mehreren Personen, die in einem parkähnlichen Umfeld stehen. Die Figuren sind stilisiert und in kräftigen Farben gehalten, was typisch für den Fauvismus ist. (…)“

Das Ergebnis war ernüchternd. Aber wie lässt sich die Blackbox KI nutzen, damit sie mir nützliche Ergebnisse liefert?

BESCHREIBE DAS BILD

Die Lösung ist simpel und altbekannt: Ich muss selbst schon eine gewisse Ahnung haben. Gerade wenn ich mit anspruchsvollen Kontexten auf Anwendungen in einem anspruchsvollen Bereich abziele.

Ich gebe also den Künstlernamen und den Werktitel ein und schließe sie in die Frage ein. Die KI antwortet binnen weniger Sekunden und geht darauf ein.

Auch bei der rein äußeren Beschreibung sollte man noch zwei oder dreimal nachfragen: „Erzählen Sie mir mehr.“ Denn oft sind die Bildbeschreibungen dann präzise und detailreich geworden – etwas, was wir für das eigene Entdecken von Menschen mit Demenz gut nutzen können… (Natürlich setze ich voraus, dass man selbst auch schon gut hingeschaut hat!) Bei der zweiten oder dritten Abfrage neigt die KI gerne dazu, gesellschaftliche, historische oder ästhetische Aspekte einzubeziehen. Gerade dies kann man vielleicht nutzen. Auch indem man gezielt bestimmte Aspekte (Farben, Formen, Einflüsse, Entwicklungen) abfragt.

NUR EINE WIKIPEDIA ABFRAGE ?

Im Grunde sind wir hier aber immer noch auf der Ebene einer Wikipedia Abfrage zu August Macke, mit weiterführenden Links. Allerdings mit einer enormen Abfragegeschwindigkeit. Jedoch wollen wir deutlich mehr: Als ich das Bild von August Macke ausgewählt habe für ein gemeinsames Entdecken von Menschen mit kognitiven (oder auch psychischen) Beeinträchtigungen, war mir in diesem Moment schon klar, dass mich der reine Abbildcharakter nicht zufrieden stellen würde. Es steckt ja der unlösbare Widerspruch in der Methode der Teilhabeorientierten Vermittlung, dass ich ausgerechnet Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen mit komplexen Erfahrungen ihres Lebens konfrontiere, die durch August Macke oder einen anderen Künstler auf einer an sich fremden Bildebene dargestellt sind.

Die allgemeine kunsthistorische Bedeutung ist mir in diesem Kontext ziemlich egal. Ich wollte auf die emotionale Wirkung, auf eigene „menschliche“ Erfahrungen hinaus, die in dem Bild von August Macke aufscheinen. Eine Art von „Ausgleich“ mit kunsthistorischen Befunden ergibt sich häufig im wechselseitigen Entdecken in einer Gruppe. Deshalb ist es unerlässlich, über die reine Beschreibung hinaus nachzufragen.

Ich wollte also wissen, wie es der titelgebenden Dame mit dem grünen Jacke geht? Ob sie sich isoliert fühlt? Und in welchem Verhältnis befinden sich die dargestellten Personen untereinander? Gibt es eine Interaktion zwischen den Personen?

EMOTIONEN UND MENSCHLICHE ERFAHRUNGEN

Die Künstliche Intelligenz ist in der Lage, auf konkrete Fragen oder Nachfragen Antworten zu geben. Oder anders gesagt, sie braucht unsere Fragen, damit sie das kann. Je präziser und anspruchsvoller desto besser.

Damit sind wir jedoch immer noch nicht am Ziel! Wenn uns die Künstliche Intelligenz für den Bereich Inklusion bei kultureller Teilhabe helfen soll, muss sie auf kognitive, psychische oder körperliche Beeinträchtigungen eingehen, um angepasste Formen oder auch konkrete Fragestellungen zu entwickeln.

Und w i r entscheiden sodann jeweils, ob wir das – mit Blick auf eigene Erfahrungen und Ergebnisse – nutzen können. Dieser weitere Teil soll jedoch – zusammen mit den Basics zum Inklusionsbereich – mit Ihnen in der Schulung entwickelt werden…

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