
Ja, Kinder sind laut! Der Lärm der Ausstellung trägt durch das ganze Treppenhaus. Doch meine ernste Miene, die ich wie festgetackert aufsetzte, als ich das erste Mal in die Sonderausstellung ging, wich einem breiten Grinsen, ja, der puren Freude, als ich gleich schon zu Beginn einen Blick auf das erste Video warf. Und ich wurde diesen Ausdruck während des ganzen Besuchs nicht mehr los! Und diese Freude begleitete mich überall mit dort hin, wo ich von der Ausstellung und ihren kurzen Videos erzählte.
Wenn wir als Erwachsene an unsere Kindheit denken, tauchen oft nostalgische Erinnerungen auf – an unbeschwertes Spielen, an Abenteuer und die Freude unbeschwerten Zusammenseins. Doch wie oft lassen wir uns wirklich darauf ein, diese Seite unserer Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen?
Ja, Kinder sind laut!
Die außergewöhnliche Ausstellung „Francis Alÿs: Kids Take Over“ im Kölner Museum Ludwig bietet genau dafür eine wunderbare Gelegenheit. Der international renommierte Künstler hat über Jahrzehnte hinweg Kinderspiele aus aller Welt in teilweise wirklich beeindruckenden Videoarbeiten festgehalten.

Wenn wir diese Werke betrachten, tauchen wir ein in die pure Lebendigkeit und Kreativität spielender Kinder. Egal ob Seilspringen in Hongkong, Schneeballschlachten in der Schweiz oder Reifenjagden im Kongo – in den Arbeiten von Alÿs begegnen uns Momente von Konzentration, Freude und Verbundenheit, die universell sind.

Und genau das ist es, was uns als Erwachsene berührt: Wir erkennen darin unsere eigene Kindheit wieder, mit all ihren Facetten von Abenteuer, Gemeinschaft und der Entdeckerfreude am Spiel. Die Ausstellung lädt uns ein, diese Seite unseres Selbst wiederzuentdecken – und vielleicht sogar neue, ungeahnte Seiten an uns selbst zu finden.


Francis Alÿs (1959 Antwerpen, lebt in Mexiko-Stadt) dokumentiert seit 25 Jahren Kinderspiele aus unterschiedlichsten Regionen der Welt. Seine Arbeit zeigt Kinder in unterschiedlichen Klimazonen, in Städten und auf dem Land, in Steppen oder Wäldern. Einige Spiele sind uns allen bekannt, bei anderen erschließen sich die Regeln erst nach einer Weile. Die Konzentration und Aufregung der Kinder, ihre Freude und Anspannung ist universell.

Vielen Filmen ist durch die Landschaften und das Analoge der Spiele eine gewisse Zeitlosigkeit zu eigen. Andere sind zeitgebundener wie die kürzlich in der Ukraine entstandenen Werke, wo die Kinder den Krieg in ihre Spiele integrieren.

Die unrentable Welt – wann haben wir sie verloren?

Manchmal tauchen geopolitische Machtverhältnisse und koloniale Ungleichheiten auf. So rollen Kinder im Kongo in einem alten Autoreifen einen Berg runter, der sich bei näherem Hinsehen als Abraumhalde einer Kobaltmine herausstellt. Alÿs‘ Children’s Games zeugen von Kreativität, Resilienz und der tiefen Verbundenheit der Kinder, von Spiel als beinahe utopischer Ausdruck von Gemeinschaft und Tradition über kulturelle und klimatische Unterschiede hinweg.



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Wenn Sie die Ausstellung besuchen wollen: Gerne! Unsere Führungen für Menschen mit kognitiven oder psychischen Beeinträchtigungen sind durchgängig Teilhabeorientiert, ohne kunsthistorische Voraussetzungen, nur auf der Basis dessen, was für alle zu sehen ist. Eigene Empfindungen und Wahrnehmungen sind gerade bei dieser Ausstellung sehr erwünscht! Ich freue mich auf Sie!
Mehr Infos (Museum Ludwig): H i e r
Kontakt: Jochen Schmauck-Langer / 0157 88345881 / schmauck.langer@live.de
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