Das Projekt ‘Kunst für die Seele’ erlaubt es uns – in Kooperation mit der Eckhard Busch Stiftung und dem Museumsdienst Köln – Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen und Seniorengruppen mit psychischen Erkrankungen und emotionalen Krisen besondere ästhetische und soziale Erfahrungen in verschiedenen Kölner Museen anzubieten. Die Hilde-Domin-Schule hat vor der Sommerpause erstmals daran teilgenommen. Die verantwortliche Lehrerin Andrea Dierkes berichtet nachfolgend über die Erfahrungen mit zwei Museumsbesuchen.
„Wir waren zunächst im Museum Ludwig mit einer sehr altersgemischten Gruppe (Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 – 10) und haben uns dort zeitgenössische Kunstwerke (im UG) angeschaut. Die heterogene Altersmischung war kein Problem, sondern wirkte eher belebend. Ich war sehr froh, dass Jochen Schmauck-Langer sich darauf eingelassen hat. Die Therapien beeinflussen den Schulalltag der Hilde-Domin-Schule doch deutlich stärker als den von herkömmlichen Schulen. Darum ist es für uns schwieriger, den Besuch zu planen. Obwohl die Therapeuten spätestens eine Woche im Vorfeld informiert werden, ändert sich doch schlagartig alles Mögliche.
Das war beim 2. Besuch der Fall. Wir hatten zunächst eine schöne Gruppe von ca. 11 Schüler*innen zusammengestellt, diesmal von Klasse 8 – 11, und am Museumstag waren es plötzlich nur noch 6. Zum Glück ist Jochen sehr flexibel. Wir waren wie geplant im Wallraf Richartz Museum und haben uns einige Bilder der Alten Meister in der Barock-Abteilung angeschaut. Bei beiden Besuchen haben die Schülerinnen und Schüler sich größtenteils sehr gut auf Jochens Führung eingelassen. Wegen seiner positiven Art, auf Äußerungen einzugehen, öffnen sich häufig auch Schülerinnen und Schüler, die zunächst etwas zurückhaltender waren. Nach der 2. Führung habe ich mit den Schüler*innen meiner Klasse noch die Geschichte von Samson und Delila in der Bibel in Auszügen nachgelesen, da dieses Bild schon beeindruckend war und mit dem Bibeltext nochmals einige Bezüge zum Bild hergestellt werden konnten.
Für die Schülerinnen und Schüler sind diese Museumstage ein echter Gewinn. Selbst wenn sie das Museum schon kennen, wird der Blick auf einige wenige Werke durch Jochens Fragen und Hinweise doch ganz anders gelenkt. Auch die besondere Gruppenkonstellation und -größe führt zu einem sehr bewussten Hinschauen, das im Alltag oder bei sonstigen Besuchen von Ausstellungen eher unüblich ist. Die meisten Rückmeldungen der Schüler*innen waren sehr positiv, und selbst die, die nicht so begeistert waren, werden den Tag mit Sicherheit langfristig als etwas Besonderes in Erinnerung behalten.
Auch für mich als begleitende Lehrerin ist der Museumstag ein besonderes Erlebnis. Zum Einen wegen des o. g. genauen Hinsehens, aber auch aus pädagogischer Sicht, da die Äußerungen und Meinungen der Schüler*innen für mich manchmal schon überraschend sind, gerade bezüglich der Empathiefähigkeit und Beobachtungsgabe. Auf diese Art lerne ich also nicht nur etwas über die Kunstwerke dazu, sondern auch über die Kinder, die ich begleite. Die Kolleginnen, die mich begleitet haben, waren ebenfalls sehr begeistert, was mich besonders bei einer Kollegin gefreut hat, die zunächst etwas skeptisch war wegen der Relation von “Aufwand und Nutzen”, (nicht wegen der Idee an sich).
Ich bin sehr dankbar, dass ein solches Format möglich ist, um unsere Arbeit zu unterstützen, und spreche damit im Namen des ganzen Kollegiums. Ich freue mich schon auf den nächsten Besuch!”
Andrea Dierkes, Hilde-Domin-Schule, Schule für Kranke, Florentine-Eichler-Str. 1a, 51067 Köln
Die Eckhard Busch Stiftung fördert das Format seit Jahren finanziell. Weitere Kooperationspartner sind der Museumsdienst Köln und die beteiligten Museen: Museum Ludwig l Wallraf-Richartz-Museum l Museum Schnütgen l Kolumba – Kunstmuseum
Mehr Infos zu dem Format: H i e r
- Zu den vielfältigen und ermutigenden Erfahrungen dieses Projektes wird es vom 28. – 30.01. 2020 eine Fortbildung geben für Fachkräfte aus psychosozialer Begleitung und Schule sowie Museumsmitarbeiter*innen. Sie findet in Köln, im Museum Ludwig statt. Mehr Infos: H i e r
- Im Rahmen der alljährlichen bundesweiten ‚Wochen der seelischen Gesundheit‘ (10. – 20.10. 2019) wird das erfolgreiche Format am 16.10. um 15 Uhr nun in Form einer öffentlichen Führung im Museum Ludwig vorgestellt.
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