Die zahlreichen Besucher im vollbesetzten Coeln-Saal des AWO Marie Juchacz-Zentrum in Köln-Chorweiler hatten am Ende den jungen und den alten Johannes Brahms kennengelernt. Darbietende waren fünf Musikerinnen und ein Musiker des renommierten Gürzenich Orchester Köln. Am Nachmittag vor dem Weltalzheimertag boten sie Auszüge aus einem Streichquintett und aus einem Streichsextett des Spätromantikers dar.
Zunächst den alten Johannes Brahms, der – als er das Streichquintett komponierte – dachte, dass nun sein Schaffen zuende sei. Da hatte er sich jedoch gründlich getäuscht, wie wir heute wissen. Denn es folgten auch in den folgenden Jahren noch viele bedeutende Werke. Brahms bewies sich und anderen, dass auch im Alter noch vieles möglich ist.
Und danach der junge Brahms, ein Mann von 26 Jahren, der sich auf einer romantischen Rheinreise die Eindrücke und Motive für sein Streichsextett holte. Ein übermütiges Genie. Viele der Zuhörer erinnerten sich an eigene Ausflüge an den schönen Rhein: im Frühling, alles blüht, die Luft ist klar… das anmutige Siebengebirge, der Drachenfels, das Glitzern der Sonnenstrahlen auf dem Fluss. Das Spielen der Kinder. Die vorüberziehenden Schiffe. Ein unbeschwerter Ausflugstag! – Und das Kammerorchester des Gürzenich Orchester Köln spielte die passende Musik von Johannes Brahms dazu.
Zum Abschluss dieses schönen Konzertnachmittags musizierten die zumeist hochaltrigen Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und Wegbegleiter gemeinsam mit den Musikern „Die Gedanken sind frei“ – das bekannte Volkslied von Hoffmann von Fallersleben, dessen Verse besonders gut in den Kontext des Gedenktages passen:
„Die Gedanken sind frei /
wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei /
wie nächtliche Schatten…
(…)
Ich denke, was ich will /
und was mich beglücket…
(…)
Man kann ja im Herzen /
stets lachen und scherzen
und denken dabei:
Die Gedanken sind frei!“
In diesem Sinne werden das Gürzenich Orchester Köln und dementia+art weitere Konzerte für Menschen mit Demenz ausrichten.