© Kölnisches StadtmuseumBern ist die nächste Gastgeberin für die bemerkenswerte TOUCHDOWN-Ausstellung, die im letzten Jahr in der Bundeskunsthalle in Bonn ihren Ausgangspunkt hatte. Sie begibt sich – als erste ihrer Art – auf eine kulturhistorische und experimentelle Spurensuche in Vergangenheit und Gegenwart von Menschen mit Trisomie 21. Die Ausstellung, die aktiv von Menschen mit Down-Syndrom mit erarbeitet wurde, ist noch bis zum 13. Mai 2018 im Zentrum Paul Klee in Bern zu sehen.
Dies und eine Tagung der Gold-Kraemer-Stiftung zu ‘Möglichkeiten inklusiver Kulturarbeit’ geben Anlass, noch einmal auf die Erfahrungen zu verweisen, die wir bei der Teilhabe für Menschen mit Down-Syndrom gemacht haben. Diese Möglichkeiten kultureller Teilhabe bestehen in Köln nach wie vor.
Nach längerer Planung besuchte eine Gruppe von Menschen mit Down-Syndrom das Kölnische Stadtmuseum. Die Gruppe hatte eine der besonderen Führungen gebucht, die der Museumsdienst Köln in Zusammenarbeit mit dementia+art für Menschen mit Demenz anbietet. Sie bieten – zusammen mit den musikalischen Akzenten des Akkordeonspielers – ein lebendiges sinnliches Erleben, das die Möglichkeit einschließt, an Ressourcen, Erfahrungen und Erinnerungen anzuknüpfen.
Hintergrund für den Besuch von Menschen mit Down-Syndrom ist die – positive und zugleich tragische – Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung: Lag sie um 1900 noch bei 9 Jahren (!) so stieg sie Dank des medizinischen Fortschritts auf heutzutage etwa 60 Jahre an. Tragisch, weil Menschen mit Trisomie 21 ein mehrfach höheres Risiko haben, an einer Demenz zu erkranken – und dies deutlich früher als die Krankheit gemeinhin auftritt. Man geht davon aus, dass 40 – 50 Prozent der Menschen mit Down-Syndrom schon im Alter von 40 Jahren von einer Demenz betroffen sein können.
Leben mit geistiger Behinderung UND Demenz
Die vielfältigen Probleme, die sich für Angehörige und für betreuende Einrichtungen in Bezug auf eine zuverlässige Diagnose, angemessene Versorgung und Unterbringung ergeben, haben zu Projekten wie ‘Horizont’ geführt: ‘Leben mit geistiger Behinderung UND Demenz’, des Caritas-Demenzzentrums Gelsenkirchen. In diesen Projekten geht es um die Frage, ob Angebote für Menschen mit Demenz im Altenbereich auch für Menschen mit Down-Syndrom UND Demenz angeboten werden können.
© DSZ Essen
Ein erster Versuch mit ‘Hochkultur’ fand in der Philharmonie Essen statt, wo dementia+art in Kooperation mit dem WDR Sinfonieorchester ein Konzert für Menschen mit Demenz organisierte. (H i e r)
Eine Gruppe von Menschen mit Down-Syndrom UND Demenz hatte sich mit ihren Begleitern zu dem Konzert angemeldet. Die Teilhabe wurde ein großer Erfolg. Die Konzentration auf die klassische Musik bei dem Konzert an einem herausgehobenen, öffentlichen Ort war hoch, die emotinale Wirkung ausserordentlich. Dies führte nun zum zweiten Versuch: der Teilnahme an einem Führungsformat für Menschen mit Demenz im Kölnischen Stadtmuseum.
Auch diese Teilhabe in einem Museum wurde von Betroffenen und Begleitern gut aufgenommen. Die Teilhabe-orientierte Vermittlung, die emphatische und doch respektvolle Ansprache auf Augenhöhe und die – im Falle des historischen Museums – multi-sensorische Aufarbeitung machten aktuelle Ressourcen sichtbar. Die musikalischen Akzente verstärkten diese Wirkung noch, trugen Melodien und Lieder buchstäblich weiter bis zum nächsten Objekt… Bei einem weiteren Termin wurde die positive Erfahrung im Wallraf-Richartz-Museum fortgesetzt.
INFORMATION
Zur Ausstellung in Bern: Zentrum Paul Klee
Gold-Kraemer-Stiftung ‘Möglichkeiten inklusiver Kulturarbeit’
Projekt des Caritas Demenzzentrums Gelsenkirchen: ‘Horizont’‘
Dort finden Sie zu dem Projekt ‘Leben mit geistiger Behinderung UND Demenz’ auch eine umfangreiche Arbeitshilfe
Ein anschaulicher Bericht über einen Besuch von Menschen mit Demenz im Kölnischen Stadtmuseum: H i e r
Zu den Führungsthemen und -formaten für Menschen mit und ohne Einschränkungen in Kölner Museen: H i e r