[Foto: Digitaler Erfahrungsaustausch, (de)mentia+art]
Es war ein sehr vielfältiger, reger Austausch von 12 Teilnehmer*innen, die 2020/21 an verschiedenen Fortbildungen von (de)mentia+art teilgenommen hatten. Die meisten von ihnen an der vom Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (Rheinland-Pfalz) zum fünften Mal organisierten Schulung zur Kulturbegleitung von Menschen mit Demenz. Die Schulung hatte, ebenso wie die anderen dreitägigen Fortbildungen, online stattgefunden. Eine wichtige Frage war, ob man angesichts der immer noch andauernden Pandemie überhaupt Museumsangebote für Menschen mit Demenz hatte realisieren können…? Sie wurde durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Projekten beantwortet.
Spürbarer Wunsch nach Austausch
Zwei Kolleginnen hatten kleine Präsentationen mitgebracht: Frau Klinkhammer und Frau Ney zeigten dabei Bilder von zwei Führungen zu einer Austellung mit den eigenwilligen und humorvollen Werken von Johannes Brus, die im Museum Haus Beda/Bitburg ausgestellt wurden. An den Führungen nahmen Menschen mit Demenz teil, die noch im Familienbereich lebten. Sie hatten einen vom Demenznetzwerk Eifel/Prüm organisierten „Dorfspaziergang“ mit dem Museumsbesuch verbunden. Der Aufenthalt im Museum beanspruchte dann auch wegen des großen Interesses und Zulaufs viel mehr Zeit als vorgesehen.
Unterschiedliche Projekte
Frau Block, eine junge Museumspädagogin, die im Rhoenmuseum arbeitet, berichtete von einer zweigeteilten Führung für eine große Gruppe von Menschen mit Demenz, die jeweils mit Partner oder Partnerin dort in Urlaub(!) waren. Sie hatte eine Sonderausstellung des Museums dafür ausgewählt. In dieser wurde ein mehrere Räume(!) füllendes an Landart erinnerndes Modell eines typischen Dorfes der Region (wie es “früher” war) einbezogen. Teil der Führungskonzeption war auch ein kreatives Gestalten sowie ein musikalischer Akzent. Das Rhoenmuseum wird die gute Erfahrung für eine weitere Vernetzung in Richtung Urlaubsregion Rhön und der Verbindung zu kulturellen Angeboten für Menschen mit Demenz nutzen.
Regionale Lösungen
Frau Amann aus Oberschwaben stellte für ihr Museumsdorf ein Outreach-Projekt vor, ein Museumskoffer, der Pflegeeinrichtungen zur Verfügung gestellt werden kann. Sie planen Schulungen, damit die dortigen Betreuenden das Material optimal einsetzen können. Frau Ghobad aus Freiburg (die an Schulungen zu der analogen und der digitalen Form von Führungen teilgenommen hatte) berichtete von 5 digitalen Führungen für eine Pflegeeinrichtung im Westerwald. Frau Dudek aus Oldenburg (ebenfalls analoge + digitale Schulungen) erzählte von “Telefonführungen” auf der Basis von zuvor per Post geschickten Bildern.
Großes und vielfältiges Engagement
Frau Kurz aus Graz(!), 85 Jahre, ehrenamtlich Tätige für die dortige Stabsstelle Inklusion des Museumsverbundes Joanneum (Teilnahme an einer dortigen analogen Schulung von d+a zur Kulturbegleitung), berichtete von ihrer What’s up-Gruppe von etwa 200 Personen mit und ohne Demenz für das dortige Projekt „Unterwegs zur Kunst“. Frau Brandenburg aus Aachen berichtete von geplanten Projekt zu Führungen für das Kölner Schokoladenmuseum. Die Führungen sollen logistisch von Schüler*innen der Pflegefachschule der Diakonie Michaelshoven begleitet werden. Frau Folk, vormals BMFSFJ, analoge + digitale Schulung, berichtete, dass sie sich demnächst als Ehrenamtlerin mit dem Schwerpunkt Kulturelle Teilhabe engagieren wird und erste Gespräche mit der Kölner Cellitinnen-Pflegeeinrichtung St. Maria geführt habe.
Die Bereitschaft und der Wunsch nach Austausch war spürbar groß. Die Entscheidung, den Austausch zu öffnen, hat sich als sehr fruchtbar und anregend erwiesen.